Geschichte der Kirche

1556 – 1822 

Die Altarbibel wurde 1765 gedruckt und Weihnachten 1822 der Kirche von zwei Familien geschenkt. 

Die Orgel wurde 1785 von Friedrich Carl Stumm eingebaut und erhielt 1931 von Förster und Nikolaus ein neues Werk. 

Die Barockorgel in unserer Kirche ist einmalig in ihrer Art. 

Dittelsheim besaß zur Zeit der Einführung der kurpfälzischen Reformation im Jahre 1556 eine allen Heiligen geweihte Pfarrkirche. Diese Kirche diente nach Einführung der Reformation ihrer Bestimmung noch etwa 170 Jahre.

Im Jahre 1729 wurde die Kirche – abgesehen vom Turm, der stehen blieb – abgebrochen und mit der Errichtung eines Kirchneubaues begonnen, der 1730 vollendet ward. Diese 1729/30 erbaute Kirche ist noch heute evangelische Pfarrkirche. Sie ist seitdem mehreren Reparaturen unterzogen worden. Die wichtigste war die große Turmreparatur von 1877. Ein kalter Blitzstrahl hatte den Turm getroffen und beträchtlichen Schaden verursacht.Mit großem handwerklichen Geschick wurde der Turm in seiner historischen Form wieder hergestellt. Ein starker eiserner Ring wurde um das neugefügte Mauerwerk gelegt, wodurch der Turm um eine Sehenswürdigkeit reicher geworden war.

Von dem um die Kirche liegenden Kirchhof ist noch das alte Torhaus mit der spitzbogigen Torfahrt erhalten; der Bogen ist aus stattlichen Quadern gemauert.

Die gesamte Kirchenanlage wurde in den Jahren von 1969 bis 1973 von Grund auf instandgesetzt. Das untere Stockwerk des Turmes wurde wieder räumlich dem barocken Kirchenschiff zugeordnet. Das Erdgeschoß des Chorkirchenturmes (im Osten des Kirchenschiffes) war in gotischer Zeit – wie die als Konsolen dienenden Köpfe erkennen lassen – überwölbt; es diente als Sanktuarium (Altarraum). Die Möglichkeit, dass Dittelsheim im Chorkirchenturm eine Heilig-Grab-Verehrung hatte, ist nicht auszuschließen; ebenso könnte diese Stätte auch Ziel geistlicher Pilgerfahrten gewesen sein.

Die einmalige Orgel wurde 1785 von Friedrich Carl Stumm eingebaut. In das barocke Gehäuse setzten Förster und Nikolaus 1931 ein neues Werk ein.

Die 1765 gedruckte Altarbibel erhält ihre Bedeutung durch folgende Widmung:
„Am Feste der kirchlichen Vereinigung zu Dittelsheim d. 25 sten Dezember 1822 gestiftet von Johann Philipp Winter und dessen Ehefrau Eva Katharina Winter geb. Weickel und Johann Georg Geil sen. und dessen Ehefrau Anna Sibilla Geil geb. Winter“. Eine ehedem lutherische und eine ehedem reformierte Familie bekunden gemeinsam die Dankbarkeit für die Vereinigung der beiden protestantischen Konfessionen in Rheinhessen.

In dem Gebiet, das seit 1816 die „Provinz Rheinhessen“ bildet, bestanden vor dem Eingriff französischer Verwaltungsmaßnahmen – also vor 1797 – 30 protestantische Territorialkirchen. Mit 82 Pfarreien hatte das Kurfürstentum Pfalz den größten Anteil. Als das linksrheinische Gebiet an die Republik Frankreich angegliedert wurde und eine neue Einteilung erhielt, brachen mit den Territorien auch die kirchlichen Einrichtungen zusammen. Das französische Kultusgesetz von 1802 bildete die rechtliche Grundlage für die kirchliche Neuordnung. Gestützt auf dieses Gesetz entstand in Rheinhessen die erste „Unionsgemeinde“.
In Mainz wohnten Lutheraner und Reformierte; ihre Gottesdienste besuchten sie außerhalb der Stadt. Aber 1802 wurde in Mainz der erste „evangelische“ Gottesdienst für Lutheraner und Reformierte gemeinsam gehalten.1816 bestanden in Rheinhessen 105 Pfarreien, von denen 52 lutherisch und 53 reformiert waren.

Die 300-Jahrfeier der Reformation löste auch in Rheinhessen die Unionsbewegung aus. Nach eingehenden Beratungen und Verhandlungen wurde an Weihnachten 1822 in allen rheinhessischen Gemeinden das Vereinigungsfest gefeiert. An diese Feier erinnert die Ditteisheimer Altarbibel.

Wichtig ist, dass in Rheinhessen – wie auch in der Pfalz – die Konfessionsvereinigung nicht vom Landesherrn angeordnet wurde, sondern durch Abstimmungen in allen Kirchengemeinden zustande kam. Dabei gab es wohl auch Gegenstimmen; aber die Befürworter waren so in der Überzahl, daß die rheinhessische Kirchenunion sich auf die überwältigende Mehrheit der Protestanten stützen konnte.

Quellenangaben:

E. Wörner, Kunstdenkmäler des Kreises Worms. 1877. Ergänzt von J.A. Spies aus Dittelsheim. 1975.
0. Böcher, Orientalische Kirchtürme in Rheinhessen.
In: Ärzteblatt Rheinland-Pfalz. Ausgabe 1. Juli 1976. S. 603 ff.
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler Dehio/Gall: Pfalz und Rheinhessen. 1961. S. 103.
M. Hoinka, Steingedeckte romanische Türme in Rheinhessen. 1965. .
Aufbewahrt im Ev. Pfarrarchiv Guntersblum Hassia Sacra VI 1932. S. 180 – 184.
Hassia Sacra III, 1928. S. 160 – 162.
H. Steitz Der Bekenntnisstand der Ev. Kirche in Hessen und Nassau ;
In: Gustav Adolf Werk der Ev. Kirche in Hessen und Nassau. 116. Jahresbericht. 1959. S. 3 – 32.

Neubau der Kirche im 18. Jahrhundert

– von Heinzer Scholl – 

Dittelsheim besaß bereits zur Zeit der Einführung der Reformation eine „Allen Heiligen“ geweihte Pfarrkirche. Diese Kirche fiel bei der pfälzischen Kirchenteilung im Jahre 1705 den Reformierten zu.

War die Kirche nach dem Baubuch des Amtes Alzey im Jahre 1587 noch in „unclagbarem Bau“, muss sie 150 Jahre später derart ruinös gewesen sein, daß sie im Jahre 1729 niedergelegt und ein Kirchenneubau begonnen wurde, der im Jahre 1730 vollendet war.

Leider finden wir über den Bau, die Grundsteinlegung und Einweihung der Kirche im Kirchenarchiv keine Unterlagen. Bei meinen Nachforschungen im Gemeindearchiv Dittelsheim stieß ich mehr zufällig auf eine Reihe interessanter Angaben über den Kirchenneubau in den Jahren 1729/30.

Bereits im Jahre 1715 steigerte Oswald Dietz „den kleinen Abbruch auf der Kirch“ für 24 Kreuzer, während Johannes Deforth den schweren Abbruch“ für 49 Kreuzer ersteigerte. „Als der erste Stein an der Kirch ist gelegt worden“, bezahlte die Gemeinde lt. Baumeisterrechnung für das Jahr 1730 den vier Maurern einen Laib Brot und 2 Käse für zusammen 16 Kreuzer. Um den Kirchturmbogen zuzumauern wurden 100 Backsteine zum Preis von 40 Kreuzer benötigt. Für den Turm zuzumauern und für die Strebe an der Kirche wurden nach Monzemheim für Steine 7 Gulden und 22 Kreuzer, für 34 Malter Kalk 5 Gulden und 40 Kreuzer zuzüglich 14 Kreuzer Meßgeld gezahlt. Die Maurer erhielten 20 Gulden. Für den Richtkranz auf der Kirche zahlte die Gemeinde im August 1730 sechsunddreißig Kreuzer.

Die Einweihung der Kirche dürfte also Ende August/Anfang September 1730 gewesen sein und wurde somit als Kirchweihfest oder „Kerb“ bis in die jüngste Vergangenheit Anfang September jeden Jahres gefeiert. Zur Einweihung wurde damals das Kirchhofstor frisch gestrichen. Als die Maurer „Abschied genommen von der Kirchenarbeit“ wurden 1/2 Viertel Wein zu 16 Kreuzer getrunken.

Der Neubau der Kirche fällt in die Amtszeit des Pfarrers Johann Christoph Porlock (1728 -1735). Er bescheinigt am 26. Februar 1728, dass „die Gemeinde ihm bei seiner Vorstellung die übernommene und gehaltene Mahlzeit“ richtig mit 5 fl und 6 Maß Wein bezahlt hat. Reformierter Schuldiener war Michael Uhink, der für das Jahr 1730 an Schulbesoldung 12 Gulden und für das Ein-Uhr-Läuten einen Gulden und 10 Kreuzer erhielt. Johann Georg Heck hatte die „gemeine Schmied“ gesteigert und zahlte dafür jährlich 3 Gulden. Der „gemeine Bäcker“ Wilhelm Frankfurter zahlte für das Backhaus jährlich 6 Gulden.
Jacob Deboben, Friedrich Deforth und Philipp Spies betrieben jeder eine Wirtschaft. Der Strohmacher hat 4 Tage Krummet gemacht und erhält 30 Kreuzer pro Tag.

Dem Gericht gehörten an:
– Conrath Pabst, churpfalz. Fauth – Hanß Jacob Spieß, des Gerichts – Hanß Adam Neder, des Gerichts – Jacob Deboben, des Gerichts – Nicklas Spiller, des Gerichts – Johann Jacob Scherer, des Gerichts – Philipp Scheier, des Gerichts – Hanß Vilb Spieß, Vorsteher – Caspar Hostermann, Vorsteher

Weiter werden als Einwohner aus dieser Zeit genannt:
Paulus de Heck, Mattheis Bollon, Conradt Weber, Johann Jörg Heck, Wilhelm Dörting, Bernhart Klefelt, Marthin Weickcl, Jacob Spieß der Alt, Jörg Spieß, Johannes Heck, Wilhelm Boß, Jacob Spiller, Adrian Lambert, Joh.Peter Wernersbach, Georg Spieß

Quellenachweise:
– Gemeindearchiv Dittelsheim
– Baubuch für die evangel Kirchen der Provinz Rheinhessen
– Hassia Sacra Bd VI